DGUV 208-016: Leitern und Tritte sicher nutzen – Was Unternehmen in Landwirtschaft, Bau, Industrie & Kommune wissen sollten

dguv 208-016

Leitern und Tritte gehören in vielen Branchen zum Alltag – sei es beim Besteigen eines GFK-Silos, bei Wartungsarbeiten an kommunalen Anlagen oder beim Einstieg in Tanks oder Schachtbauwerke. Trotz ihrer scheinbaren Einfachheit zählen sie zu den gefährlichsten Arbeitsmitteln im Betrieb. Stürze aus geringen Höhen sind eine häufige Unfallursache – meist vermeidbar. Die DGUV 208-016 schafft klare Regeln für die sichere Nutzung von Leitern und Tritten. Sie richtet sich an alle Unternehmen, in denen diese Arbeitsmittel regelmäßig verwendet werden. Der folgende Beitrag zeigt, was Sie als Unternehmen konkret beachten müssen – von der Auswahl über die Prüfung bis zur Verantwortung als Arbeitgeber.

Worum geht es in der DGUV 208-016?

Die DGUV 208-016 konkretisiert Vorgaben der Betriebssicherheitsverordnung und zeigt auf, wie Leitern und Tritte sicher verwendet, geprüft und bereitgestellt werden müssen. Sie beantwortet zentrale Fragen wie:

  • Wann darf eine Leiter überhaupt eingesetzt werden?
  • Welche Arten von Leitern sind für welche Arbeiten zulässig?
  • Welche Anforderungen gelten für Zubehör, Prüfung und Unterweisung?
  • Welche rechtlichen Pflichten treffen den Arbeitgeber?

Ziel ist es, das Unfallrisiko bei Arbeiten mit Steighilfen deutlich zu senken – und gleichzeitig die betriebliche Organisation zu stärken.

Typische Einsatzbereiche bei unseren Kunden

Landwirtschaft und Agrartechnik

Beim Einstieg in Silos, der Wartung von Flüssiglagern oder der Reinigung von Stall- und Technikbereichen kommen Leitern und Tritte täglich zum Einsatz.

Industrie und Apparatebau

Arbeiten an Tanks, Leitungen, Plattformen oder erhöhten Komponenten erfordern sichere Steighilfen, die regelmäßig geprüft und angepasst werden müssen.

Kommunale Einrichtungen und Wassertechnik

Von der Wartung von Pumpstationen bis zur Kontrolle von Solebehältern oder Rückhalteanlagen: Leitern sind fester Bestandteil vieler kommunaler Aufgaben.

Straßen- und Tiefbau

Beim Zugang zu Schächten, bei Montagearbeiten oder bei mobilen Einsätzen sind flexible, aber sichere Steighilfen gefragt – gerade bei wechselnden Untergründen.

Unternehmerpflichten: Ihre Verantwortung bei Leitern und Tritten

Als Unternehmer tragen Sie eine zentrale Verantwortung für Auswahl, Bereitstellung und den sicheren Einsatz von Leitern und Tritten im Betrieb. Die DGUV 208-016 formuliert dabei klare Anforderungen, die sich aus der Betriebssicherheitsverordnung und dem Arbeitsschutzgesetz ergeben.

Kernverantwortungen im Überblick:

  • Sie wählen die geeignete Leiterart für die jeweilige Tätigkeit aus.
  • Sie sorgen für einen technisch einwandfreien Zustand – dauerhaft.
  • Sie führen Gefährdungsbeurteilungen durch und dokumentieren diese.
  • Sie organisieren Unterweisungen und kontrollieren die Einhaltung im Alltag.
  • Sie legen organisatorische Regelungen fest – etwa zur Lagerung und Prüfung.

Die Verantwortung endet nicht mit dem Einkauf der Leiter – sie beginnt dort. Nur mit einem systematischen Sicherheitskonzept lassen sich Risiken im Alltag wirksam reduzieren.

Worauf Sie bei Bereitstellung und Zubehör achten müssen

Die DGUV 208-016 stellt hohe Anforderungen an die Bereitstellung von Leitern und Tritten – nicht nur an das Gerät selbst, sondern auch an dessen Zubehör und Zustand.

Das müssen Sie sicherstellen:

  1. Geeignete Auswahl: Die Leiter muss zur Aufgabe passen – in Bezug auf Bauart, Länge, Belastbarkeit und Materialeigenschaften.
  2. Sicherer Zustand: Vor dem ersten Einsatz und regelmäßig im Betrieb muss geprüft werden, ob das Gerät technisch in Ordnung ist. Mängel wie Risse, lose Sprossen oder fehlende Endkappen sind Ausschlusskriterien.
  3. Zubehör in einwandfreiem Zustand: Wird Zubehör wie Standverbreiterungen oder Sicherungssysteme eingesetzt, muss auch dieses geprüft, passend und vollständig vorhanden sein.
  4. Dokumentierte Übergabe und Lagerung: Die Bereitstellung schließt Lagerung und Transport mit ein. Geräte müssen sicher gelagert, leicht auffindbar und eindeutig identifizierbar (z. B. durch Nummerierung) sein.

So setzen Sie die DGUV 208-016 in Ihrem Betrieb konkret um

Um die Vorgaben der DGUV 208-016 effektiv in die Praxis zu übertragen, sollten Sie folgende Maßnahmen Schritt für Schritt etablieren:

Einsatz prüfen

Bevor eine Leiter verwendet wird, muss geklärt sein, ob sie für die geplante Tätigkeit zulässig ist – oder ob Arbeitsbühnen oder Gerüste die sicherere Wahl wären.

Regelmäßige Prüfung und Dokumentation

Jede Leiter ist mindestens einmal jährlich durch eine befähigte Person zu prüfen. Achten Sie auf eine systematische Dokumentation in einem Leiterverzeichnis mit Prüfprotokollen.

Nur passende Leiterarten einsetzen

Für längere Tätigkeiten in der Höhe sind Plattform- oder Stufenleitern vorgeschrieben. Sprossenleitern dürfen nur für kurzzeitige Einsätze genutzt werden – unter klaren Bedingungen.

Unterweisungen regelmäßig durchführen

Alle Mitarbeitenden, die mit Leitern arbeiten, müssen mindestens einmal im Jahr unterwiesen werden – auch bei Neuanschaffungen, Veränderungen im Arbeitsumfeld oder nach einem Unfall.

Gesetzliche Grundlagen und Fristen

Die DGUV 208-016 verweist auf mehrere übergeordnete Vorschriften. Die wichtigsten Anforderungen lassen sich wie folgt zusammenfassen:

ThemaVorgabe
Eignung von ArbeitsmittelnLeitern dürfen nur bei geringer Gefährdung und kurzer Nutzungsdauer verwendet werden
Prüfung durch befähigte PersonenLaut TRBS 1201 & 1203 – mindestens jährlich, ggf. häufiger bei intensiver Nutzung
Schulung und UnterweisungVerpflichtend gemäß ArbSchG und BetrSichV – mindestens einmal jährlich
GefährdungsbeurteilungMuss schriftlich erfolgen, dokumentiert und regelmäßig aktualisiert werden
DokumentationspflichtPrüfungen und Unterweisungen sind nachweisbar zu dokumentieren

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Fazit: Klare Regeln für mehr Sicherheit im Betriebsalltag

Leitern und Tritte sind aus vielen Arbeitsbereichen nicht wegzudenken – doch sie bergen Risiken, wenn sie falsch eingesetzt werden. Die DGUV 208-016 hilft dabei, genau das zu vermeiden: Sie schafft klare Zuständigkeiten, gibt technische und organisatorische Handlungsempfehlungen und sorgt dafür, dass Ihr Betrieb rechtlich abgesichert und praktisch sicher aufgestellt ist.

Egal ob Sie Anlagen reinigen, Silos befüllen, Wartungen durchführen oder Inspektionen im Außenbereich erledigen – mit einem bewussten, regelkonformen Umgang mit Leitern und Tritten sorgen Sie für Sicherheit, Effizienz und Rechtsklarheit in Ihrem Unternehmen. Wenn Sie möchten, unterstützen wir Sie gern mit passenden Lösungen und Services – sprechen Sie uns an.

Quellen:

https://www.baua.de/DE/Angebote/Regelwerk/TRBS/TRBS

https://publikationen.dguv.de/widgets/pdf/download/article/450